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  #1 (permalink)  
Alt 14.10.2013, 20:57
Baron / Baronin
 
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Standard Rütters letzte Sendung - Prägephase

Nach Rütters letzter Sendung bin ich sehr nachdenklich geworden und wollte Euch meine Gedanken dazu mitteilen.

Für alle, die die letzte Folge nicht gesehen haben ein kurzer Abriss der Story: Rütter kümmerte sich um einen verwilderten Hund, einen Labrador, der sich auch nicht mit viel Geduld zähmen oder gar einfangen ließ. Recherchen ergaben, dass er und seine Schwester bei einem Schäfer zur Welt gekommen waren, geworfen von einer Hündin, die offensichtlich vorher als Wurfmaschine missbraucht worden war, bereits trächtig entkam und beim Schäfer Unterschlupf suchte um dort ihre Jungen zu gebären. Die beiden kleinen wuchsen recht frei beim Schäfer auf, wurden jedoch von ihrer Mutter, die auch recht menschenscheu war, dahin erzogen Menschen zu meiden dh bei Annäherung von Menschen gab sie Warnlaute von sich und die Jungen suchten ihr Versteck auf. Der Schäfer behielt die Hündin, die scheu blieb und vermittelte die beiden Welpen. Den Rüden an einen jungen Mann, der diesem weglief und seitdem als verwilderter Hund sein Unwesen treibt und die Hündin an einen Tierkenner, der sie in geschlossenem Gelände halten konnte. Trotz intensivster Bemühungen der ganzen Familie blieb diese Hündin jedoch scheu und lässt sich auch jetzt, nach mehreren Jahren, nur ungern anfassen.

So banal diese Geschichte zunächst scheinen mag beinhaltet sie für mich jedoch eine grausame Wahrheit: intensive Prägungen bleiben praktisch das ganze Leben erhalten - egal wie die Umweltbedingungen sich ändern.

Konkret bedeutet dies, dass die Herkunft eines Welpen letzten Endes über den Rest seines Lebens entscheidet. Mal abgesehen von den Straßenhunden der verschiedenen Länder hin zu Hunden, die aus Großzwingern stammen oder den typischen Vermehrern....was für Hunde bekomme ich da?

Und jetzt ganz konkret auch bei einem kleineren Zwinger: was bekommen dort die Welpen so mit? Ängstlichkeiten, Aggressionen und andere Probleme können mit dieser Brille ganz neu interpretiert werden. Solche Probleme lassen sich dann mit viel Aufwand evtl zwar handeln aber nicht beheben.

Umgekehrt geht es aber auch: ein Hund mit guter Prägung auf den Menschen wird auch bei späteren Entbehrungen und Schwierigkeiten diese positive Grundeinstellung nie ganz verlieren...und da denke ich besonders an bestimmte Tierheimhunde.
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  #2 (permalink)  
Alt 14.10.2013, 21:20
Kaiser / Kaiserin
 
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Standard AW: Rütters letzte Sendung - Prägephase

Schau Dir mal dahingehend Zimen (oder Trumler???) an.

Da wird ein ähnlicher Fall eines Pudels geschildert, der sich trotz mangelnder Prägung in recht kurzer Zeit eingliedert und nahezu alle Defizite aufholt und ganz normal weiterlebt.

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  #3 (permalink)  
Alt 15.10.2013, 00:03
Benutzerbild von sina
Kaiser / Kaiserin
 
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Standard AW: Rütters letzte Sendung - Prägephase

Ich hatte einen Labradormix mit 14 Wochen bekommen. Er war davor 2 Wochen bei Leuten die ihn getreten und geschlagen haben!
Bei uns hatte er ein sehr liebevolles Leben und ist fast 15 Jahre alt geworden.
Aber wenn jemand eine schnelle Bewegung mit dem Fuß gemacht hat zuckte er immer wieder zusammen.
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Viele Grüße,
Sina mit Paul
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Und alle im Herzen die über den Regenbogen gegangen sind!

Die Natur legt den Grund, der Mensch formt den Hund!
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  #4 (permalink)  
Alt 15.10.2013, 10:45
Herzog / Herzogin
 
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Standard AW: Rütters letzte Sendung - Prägephase

ich denke wenn man beide Welpen als Familienhunde vermittelt hätte, dann wären vielleicht ganz andere Hunde aus ihnen geworden.
Die Hündin die man gesehen hat...das war für mich "Grundstücks-Haltung".
Kann ja im Einzelfall ok sein, will ich jetzt gar nix zu sagen.
- aber wenn die Kleine mit 7 -8 Wochen in eine Familie gekommen wäre, als Wohnungshund, mit Welpenschule und so allem drum und dran....ich bin sicher dann wäre sie heute viel zugänglicher.

Aus Erfahrung mit Tierschutz-Hunden kann ich nur sagen :
wenn sie noch klein sind, je nach Rasse ca. 6-10 Monate kann man noch vieles "ausbessern", ohne grosse Anstrengung.
Es ist auch ein Unterschied, ob die Welpen "nichts" erlebt haben, oder
schlechte Erfahrungen gemacht haben.
Sind die Hunde älter und haben schon viel schlechtes erlebt,
und es haben sich Ängste aufgebaut, dann brauch es länger und das kann dann nicht mehr jeder Mensch ausbügeln.
Da sollte man sich einen Profi an die Seite nehmen.
Und manchens erlernte Verhalten und/oder Ängste bleibt dann halt doch erhalten.
Aber auch solche überängstlichen Strassenhunde oder Hunde aus solchen Welpen-Fabriken kann man wieder sozialisieren.
Da halte ich es auch mit Ziemen : es gibt diese Prägephasen, ja natürlich, aber anders als Wölfe können Hunde lebenslang lernen.
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das Leben ist nicht immer nur Tartar......manchmal gibt es auch ne Wurmkur !
Viele Grüsse aus Frankreich, Birgit und die Wauzis
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  #5 (permalink)  
Alt 15.10.2013, 10:56
Kaiser / Kaiserin
 
Registriert seit: 10.04.2007
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Standard AW: Rütters letzte Sendung - Prägephase

Interessante Aufarbeitung:


http://www.argoatjaeger.com/german/d...ngsphasen.html


Habe irgendwo sogar unlängts gelesen, dass die Fachwelt von der Annahme der Prägephasen (außerhalb der Hundeforschung) schon wieder abgerückt ist... finde es nicht mehr...
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  #6 (permalink)  
Alt 15.10.2013, 11:27
Graf / Gräfin
 
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Standard AW: Rütters letzte Sendung - Prägephase

ich habe vor einigen jahren mal 2 welpen von einer befreundeten tierschützerin aus ungarn übernommen. sie sollten nur ein paar tage bei mir bleiben ehe sie in´s neue zu hause sollten, daraus wurden etliche wochen weil die leute absprangen.
man hatte die beiden hunde mit 5 wochen neben der totgefahrenen mutter aufgefunden. von anfang an zeichnete sich ab, das die eine sehr passiv war während die andere die mutterrolle übernahm und die kleine bewachte. als sie mit 8 wochen zu mir kamen, zeigte sich bei mir exakt das selbe bild. die helle hündin war aufgeschlossen, neugierig und ein ganz normaler hund während die dunkle hündin sich zu anfang nahezu nicht anfassen liess und nicht von der seite der hellen wich. schon da war klar, das dies kein einfacher hund wird. die helle war recht schnell vermittelt und lebt heute auf einem bauernhof mit viel puplikumsverkehr und ist kompatibel mit allem und jedem. die dunkle hündin aber, blieb noch viele wochen bei mir. wir versuchten so viele positive verknüpfungen zu schaffen wie es irgendwie ging, vollkommen erfolglos. schon mit der 9. woche waren wir in der dogs (also rütters) hundeschule im einzeltraining und die trainer prophezeiten schon da, das das kein gutes ende nehmen wird, da sei zu viel kaputt gegangen in der prägephase.
ich fand irgendwann die passenden leute. sie wurden gründlich aufgeklärt und bekamen den hund nur unter der auflage, das sie die hundeschule weiter besuchen und intensiv mit dem hund arbeiten.
ich habe heute noch kontakt zu "luna". sie ist ein absoluter problemhund wie er im buche steht. zu hause, wo sie sich sicher fühlt alles wunderbar. aber die leute können im grunde keinen besuch einladen, keine spaziergang in ballungsgebieten machen und selbst der sohn kann keine schulkumpels einladen. sie haben mitlerweile ein halbes vermögen in trainer gesteckt, schlussendlich kam von allen der ratschlag den hund einzuschläfern. selbiges gilt für die TÄ die bislang mit dem hund zutun hatten.

diese leute haben wirklich alles ausgeschöpft. sie haben intensiv gearbeitet aber schlussendlich doch nur wege gefunden, die situation einigermassen erträglich zu gestalten. sie lieben luna und würden sie um nichts in der welt einfach so hergeben, aber sie sind auch extrem leidensfähig und passen sich absolut dem hund an.
ich bin davon überzeugt das es fälle gibt, in denen man definzitine in der prägung kaum ausgebügelt bekommt. hängt natürlich sicherlich auch mit dem einzelcharakter des hundes und den gemachten erfahrungen zusammen.
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  #7 (permalink)  
Alt 15.10.2013, 12:06
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Standard AW: Rütters letzte Sendung - Prägephase

Zitat:
Zitat von salix Beitrag anzeigen
ich bin davon überzeugt das es fälle gibt, in denen man definzitine in der prägung kaum ausgebügelt bekommt. hängt natürlich sicherlich auch mit dem einzelcharakter des hundes und den gemachten erfahrungen zusammen.
So sehe ich das auch
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  #8 (permalink)  
Alt 15.10.2013, 13:02
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Standard AW: Rütters letzte Sendung - Prägephase

Zitat:
Zitat von salix Beitrag anzeigen
ich bin davon überzeugt das es fälle gibt, in denen man definzitine in der prägung kaum ausgebügelt bekommt. hängt natürlich sicherlich auch mit dem einzelcharakter des hundes und den gemachten erfahrungen zusammen.
Das sehe ich ganz genauso.

Ob es nun wenige bis keine Erfahrungen oder gar schlechte Erlebnisse sind, die Hunde in verschiedenen Phasen ihres Lebens durchmachen: es ist nicht nur eine Sache des Trainings, sondern auch des individuellen Nervenkostüms eines Hundes, das darüber entscheidet, inwieweit bestimmte Defizite ausgebügelt werden können oder nicht.

Mortisha und ihre Schwester Paula haben bis zur 6. Lebenswoche so gut wie nichts kennengelernt, vor allem keine fremden Menschen.

Paula kam mit 8 Wochen in ihre Familie. Morty mit 9 Wochen.
Beide Welpen sind in nicht gerade unerfahrene Hände gekommen.

Trotzdem: Paula war schon immer viel selbstbewusster und (bis zu mehreren extrem schlechten Erfahrungen) absolut unerschrocken.

Mortisha hingegen war total unsicher und ängstlich, schrie wie am Spieß, wenn ihr fremde Menschen zu nahe kamen und zeigte erste Ansätze des "Angstbeissens".

Wir haben massiv daran gearbeitet und Menschen extrem positiv verknüpft. Trotzdem gibt es immer wieder Situationen und Menschen, die ihr Angst machen... wo sie entweder einfriert oder hysterisch nach vorne geht. Und sie ist mittlerweile 8 Jahre alt.

Gerade eben sind wir durch einen Park gelaufen, wo ein älterer Herr mit einem Regenschirm Äpfel von einem Baum schlug. Seine Gattin stand auf dem Weg und wartete auf ihn.

Für Mortisha eine potentiell "gefährliche" Situation.

Also vorsichtshalber angeleint, fröhlich ins Fuß genommen und flott dran vorbei.... zumindest wollte ich das. Die Dame fragte aber gleich, ob die Kleine Angst habe und beugte sich zu ihr runter.... und Mortisha nahm freundlich Kontakt auf, ließ sich sofort streicheln.

Selbst als der "Schlägertyp" (groß, breit, tiefe Stimme) ankam und seiner Frau die erbeuteten Äpfel reichte, blieb Morty ruhig, guckte ihn neugierig an. Ich ließ sie hin...und sie sprang prompt an ihm hoch, um sich streicheln zu lassen!

Glücklicherweise blieb der Mann total nett und meinte, das sei nicht schlimm. Ich mich natürlich entschuldigt und gesagt, dass es nicht jeder mag, mit nassen Hundepfoten angesprungen zu werden. Da lachte er nur donnernd los "Macht nix. Habe die Hose nur heute morgen frisch angezogen!"

Diesmal ist es "gut gegangen".... eine ähnliche Situation kann bei Mortisha aber auch ganz anders ausgehen. Und ich kann nicht sagen, warum, weil ich keinen Auslöser erkennen kann. Vielleicht sieht / riecht meine kleine Motte einfach etwas an Menschen, was ihr gleich sagt: "Oh oh...lieber nicht" oder eben "Ach, die könnten aber nett sein".... oder aber es ist schlicht und ergreifend von ihrer Tagesform abhängig.

Grüßlies, Grazi
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Don't accept your dog's admiration as conclusive evidence that you are wonderful. (Ann Landers)

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  #9 (permalink)  
Alt 15.10.2013, 21:10
Benutzerbild von Nicol
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Standard AW: Rütters letzte Sendung - Prägephase

Unser Zwergpinscher hat in seiner Jugend bis zum 11.Lebensjahr kaum wirklich Gutes erlebt: Offensichtlich geprügelt, getreten und mehr aus dem Müll als geziehlt gut ernährt. Und das ganze in einer westdeutschen Kleinstadt!
(Ich bekomme immer noch die Wut, wenn mich Passanten auf diesen Hund ansprechen:"Das ist doch der ... von dem...!"- und keiner hat etwas unternommen...!)
Er gehört jetzt seit einem Jahr zu unserem Rudel und hat viel nachgeholt und gelernt!
Und wir auch! Offensichtlich kann auch ein älterer Hund mit schwieriger Prägephase durch positive Einflüsse viel erreichen- mehr als wir ihm zugetraut haben!
Gut gemacht, kleiner Willi!
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  #10 (permalink)  
Alt 15.10.2013, 21:51
Baron / Baronin
 
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Standard AW: Rütters letzte Sendung - Prägephase

Natürlich kann ein Hund sein Leben lang lernen und es kommt auch auf den Einzelcharakter an und es gibt jede Menge Ausnahmen...klar. Für mich das besondere dabei ist jedoch die Erkenntnis -sofern ich nicht falsch liege - dass die Zeit bei Züchter in den allermeisten Fällen für den Hund prägend für den Rest seines Lebens ist. Punkt.

Dabei geht es mir gar nicht so um die Extremfälle wie deutliche Angst vor Menschen, Männern oder ähnliches, sondern um die eher beiläufigen, kleineren wie zB Thema Sicherheit, Platz, Kinder, Maschinen, reizarme/reizvolle Umgebung, lautes/leises zuhause ua

Der Züchter, der sich wirklich reinhängt übergibt der Familie letztlich einen wirklichen Familienhund...der dies auch bleibt. Damit bekommt für mich zumindest - nachdem ich mehrere Hunde aus verschiedensten Zwingern großziehen konnte - diese Dimension eine viel höheren Stellenwert als vorher gedacht.

Hauptsache die Verpaarung stimmt, den Rest bekomme ich schon hin....das war aus meiner Sicht eben falsch gedacht. Nicht alles ist machbar, korrigierbar..in Ordnung zu bringen...ist es eben nicht....die meisten Defizite bleiben - oft unterschwellig - erhalten

Und ich weiß jetzt warum!!!!!!!!!!!
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