Einzelnen Beitrag anzeigen
  #7 (permalink)  
Alt 30.07.2008, 00:57
Benutzerbild von Napo
Napo Napo ist offline
Graf / Gräfin
 
Registriert seit: 11.02.2008
Ort: Zwischen Augsburg und Ulm
Beiträge: 155
Standard

Einfach nur schlimm, wie jemand aus rein finanziellem Interesse solche Hetze betreiben kann. Leider leben große Teile der Medien davon Ängste zu schüren, die nüchtern betrachtet unberechtigt sind.
Die Politiker sind häufig nicht viel besser und nützen geschürte Ängste aus, um mit blindem Aktionismus Stimmen zu gewinnen.
Versprochen wird mehr Sicherheit zum Preis von Werten und Normen, die in keinem Verhältnis zum marginalen Mehr an Sicherheit stehen.
So ist es leider auch mit dem "Kampfhunde"-Thema.
Wobei das schlimme ist, dass Medien häufig, wie hier in unannehmbarer und offensichtlich strafbarer Weise (denn das ist eindeutig ein Aufruf zu einer Straftat) von der Politik fordern, sie solle in allen Lebenslagen und unter allen Umständen für eine absolute Sicherheit sorgen.
In manchen Bereichen ist das möglich, wie im Straßenverkehr, wenn man sich die Entwicklung der Unfallzahlen der letzten 30 Jahre vor Augen hält.
Irgendwann führt dieser Sicherheitsbedarf aber ad absurdum.
Wenn man aber Freiheits- und Grundrechte abschafft, bzw. auf ein Minimum zusammenstutzt, um einer Gefährdung zu begegnen, die die gesellschaftliche Grundordnung nicht ansatzweise wirklich bedroht, so sind diese Entwicklungen sehr bedenklich.
Wer die Beißstatistiken kennt, weiss, dass aufgrund dieser Statistiken von keiner besonderen Gefährlichkeit der betreffenden Rassen ausgegangen werden kann.
Ein Zusammenhang, der aber tatsächlich signifikant wäre, ist der zwischen dem "Sozialverhalten" der Hundehalter und der Häufigkeit von Beißunfällen.
Ich möchte wetten, dass, relativ betrachtet, bei sehr vielen schweren Beisunfällen der/die Hundehalter(in) vorbestraft ist und/oder einem kriminellen Milieu zugeordnet werden kann.
Doch zurück zum eigentlichen Thema:
Hierbei handelt es sich meiner Ansicht nach um einen Aufruf zu einer Straftat, der nicht durch die Rede- und Pressefreiheit gedeckt ist.
Irgendwo kann ich jemanden verstehen, der direkt von einem schlimmen Vorfall betroffen ist. Mein Bruder wurde vor etwa 13 Jahren in Kroatien von einem Dobermann angefallen und in den Schenkel gebissen. Nur das schnelle Eingreifen meines Vaters hat Schlimmeres verhindert.
Wir waren damals auf einem ca. 2m breiten Strandweg spazieren, als uns eine Dame mit zwei Dobermännern an der Leine entgegenkam.
Die Polizei reagierte trotz dem Widerspruch meiner Eltern sehr drastisch und ließ beide Hunde sofort einschläfern. Es hatte sich herausgestellt, dass die Frau mit den Hunden ihres Mannes spazierengehen musste, obwohl sie damit völlig überfordert war. Und es war anscheinend bereits der zweite Vorfall dieser Art.
Deswegen ist von unserer Familie keiner der Meinung, dass Dobermänner sui generis bösartige Tiere sind und verboten gehören, geschweige denn getötet.
Es hätte auch ein Hund jeder anderen Rasse sein können.
Wenn man alle Hunde verbieten würde, was dann? - Macht ja nix, der Mensch kann auch ohne Hunde leben.
Ein Schwimmer wird dann von einem Surfer erwischt und ertrinkt. Dann wird das Surfen verboten. Man kann auch ohne Surfen leben.
Wieviele tödliche Motorradunfälle gibt es jährlich, Reitunfälle, etc.
Am besten, alles wird verboten, was nur irgendwie gefährlich sein könnte und nicht unbedingt zum Überleben gebraucht wird.
Alkohol und Rauchen sowieso und jeder muss einen Helm und Genickschutz tragen, sowie Beinschienen und Ellenbogenschoner. Natürlich auch einen Blitzableiter...
Einige Dinge müssen reguliert werden, das ist auch sinnvoll. Die Entscheidungen, wo, wie und was reguliert wird, müssen aber ohne Emotionen, sachlich und vernünftig von der Politik gefällt werden.
Leider jedoch geschieht dies immer häufiger in blindem ad hoc-Aktionismus, kurzfristig nach einem Vorfall, noch während viele Menschen durch entsprechendes Medienverhalten emotional befangen sind.
Wie schlimm sich manche Menschen beeinflussen lassen sieht man hier wieder. Dieser Mann glaubt tatsächlich in einer Welt zu leben, in der man kaum mehr die Straße überqueren kann, ohne von einem "Kampfhund" angefallen zu werden. Wahrscheinlich hat er kaum je einen Hund dieser Rassen gesehen, die er da meint.
__________________
"Schläft ein Lied in allen Dingen,
die da träumen fort und fort.
Und die Welt hebt an zu singen,
triffst du nur das Zauberwort"

Geändert von Napo (30.07.2008 um 01:02 Uhr)
Mit Zitat antworten