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Alt 01.06.2011, 09:41
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Grazi Grazi ist offline
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Standard Hardcore-Spaziergang

Achtung: Das wird ein Roman!
Und ich bedanke mich jetz schon bei all jenen, die die Geduld haben, das alles zu lesen.


An Tagen wie diesem bin ich froh, wieder einigermaßen heil nach Hause zu kommen.

1) Es fing schon damit an, dass mich Vega auf den paar Stufen zum Haus raus fast umgerissen hätte, weil sie - warum auch immer - meinte, links an mir vorbeiflitzen zu müssen, während die drei anderen brav rechts rum gingen. Also: alle wieder rein und darauf bestanden, langsam und geordnet das Haus zu verlassen.

2) Am Ende unserer Parallelstraße kam uns ein Schnauzer-Mix entgegen. Der Rüde ist extrem knurrig (weil ängstlich), also verständigten wir uns kurz: die andere HH blieb stehen und ich wechselte die Straßenseite, zumal ich dort eh in einen Seitenweg einbiegen wollte.

3) Just aus diesem Seitenweg bog in diesem Moment ein fremder Mann mit Boxer auf "meinen" Bürgersteig, knapp 10 m von uns entfernt. Wir sahen uns an, erstarrten... der Boxer schmiss sich platt auf den Boden. Meine gaben (oh Wunder!) keinen Mucks von sich. Auch hier kurze Verständigung: "Wir möchten da rein!" Der Mann hatte nun die Wahl, entweder an uns oder an dem Schnauzermix vorbeizugehen. Er entschied sich für uns. Uff. Und schleifte seinen Boxer über die Straße.
Also Vega abgeleint und absitzen lassen, den Rest mit einem "Weiter" mitgenommen... und Vega? Die Kröte trabte ungebeten hinter uns her, weil sie in letzter Zeit ja eh immer meint, alles besser als ich zu wissen.

4) Am Ende des Seitenweges sah ich den nächsten Hund kommen: Der Collierüde sprang mal wieder kläffend an der Leine auf und ab. Ich machte einen kleinen Bogen und blieb stehen. Und obwohl Vega heulend, quietschend und kläffend neben mir stand (sie findet Benny superklasse), sagte der Rest keinen Ton.

5) Um in ein kleines Wäldchen runterzukommen, müssen wir einen schmalen Weg recht steil bergab laufen. Ich Trottel schaute mich nach Mortisha um, bemerkte nicht, dass Simba stehengeblieben war, um einen Busch zu markieren, rannte in ihn rein und fiel beinahe über ihn.

6) Nächste Begegnung direkt an der Autobahn: Nachbarin mit Labradorhündin, die manchmal Theater macht. Ich also vorsichtshalber ins hüfthohe Feld ausgewichen und pitschnass geworden. Vega kugelte sich im Weizen und just als Frau N. an uns vorbeilief, hopste sie auf den Weg, "nur um mal zu gucken". Mette ist aber glücklicherweise uninteressant und so hopste sie mit zuckersüßen Clownsgesicht wieder zurück ins Feld ("Kannst mir ja eh nicht böse sein!")

7) Vega lief brav vor, eine kleine Anhöhe über einen Bach hoch. Blieb stehen und an ihrer Haltung sah ich gleich, dass dahinter jemand stehen musste. Yep...und zwar ausgerechnet dieser Dreckskerl mit Altdeutschem Schäfer, der hier immer rumerzählt, meine "Kampfhunde" hätten schon "einen Hund zerlegt".
Ich entschloss mich spontan, ihn wie Luft zu behandeln und ohne ein Wort zu meinen Vieren ultracool an ihm vorbeizugehen... dabei still vor mich hinbetend, dass meine Vier sich auch wirklich vorbildlich benehmen. Vega trottete tatsächlich ultracool (und weiterhin unangeleint) im Abstand von max. 5 m an dem seeeehr angespannten Hund-Halter-Team vorbei, die anderen drei (angeleint) warfen nur einen kurzen Blick rüber und trabten brav weiter.
Als Sahnehäubchen obendrauf machte dann Vega doch noch einen kurzen Schlenker Richtung Hund und pinkelte ihm mit einem intensiven Blick quasi vor die Pfoten, bevor sie nonchalant wieder zu uns aufschloss.

8) Auf dem nächsten Damm kamen uns zwei alte Damen entgegen, mit einer Mali-Seniorin. Simba lässt sich ja normalerweise von Hündinnen so ziemlich alles gefallen, aber diese Oma macht normalerweise so ein Theater, dass selbst er zurück"zickt". Also wieder einen Bogen gemacht und in die hohe Wiese rein. Mali bellte glücklicherweise nur 1x und selbst Felicitas wirkte nicht einmal angespannt.

9) An der Holzbrücke über den Ledenbach kam uns ein Jogger entgegen. Ich ließ Vega stehen und nahm die anderen leicht an die Seite, damit er an uns vorbeilaufen konnte. Er blieb aber stehen, fragte, ob das alles meine wären und ob die sich alle verstünden. Kurz geklönt und dickes Lob von ihm eingesackt.

10) Am Ledenhof waren die Ziegen, Gänse und Hühner schon draußen. Es ist jedesmal eine Herausforderung, einigermaßen gesittet dort vorbeizugehen... da das Höllenquartett nur zu gerne mittenmang springen würde und gerade die Ziegen rotzfrech an den Zaun getrabt kommen. Heute haben wir auf diese Trainingseinheit verzichtet, weil ein Polizeiwagen direkt vor dem Hof parkte und ich bloß nicht riskieren wollte, unnötige und womöglich negative Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen... wir wechselten also die Straßenseite.

11) Nun kam uns ein Zwergschnauzer entgegen. Alisha macht grundsätzlich Theater, weil sie Angst vor meinen Hunden hat. Die HH wich ein paar Meter aus und wir unterhielten uns noch kurz, zumal ich meinen erneuten Leinensalat erst mal in Ruhe entwirren musste.

12) Gerade sortiert kam der nächste: ein alter DSH, mit Rüden unverträglich. Nun wich ich ein paar Meter aus, ließ alle absitzen...und obwohl sich Simba und Arko heftigst fixierten, wurde niemand laut. Hapuuh!

13) Als wir nun durch ein Wohnviertel gingen, kamen uns an einer Busshaltestelle zwei ältere Damen entgegen. Da es an dieser Stelle recht eng war, blieben wir stehen und ich ließ zumindest Morty absitzen. Die Frauen gingen an uns vorbei, die Hunde schenkten ihnen nicht einmal einen Seitenblick...aber trotzdem hatte die eine was zu kamellen: "Oh, das ist mir aber unheimlich!" und "Das sind auch viel zu viele Hunde für so eine kleine Person."
Ich rechne es mir hoch an, dass ich in diesem Moment nicht ausfallend geworden bin. Ich konnte es mir aber auch nicht verkneifen, ihr hinterherzurufen, was denn nun das Problem sei. Die Hunde hätten doch brav am Wegesrand gewartet. Sie blieb stehen, drehte sich um und sagte: "Ich habe aber Angst vor solchen Hunden." Weiterhin freundlich bleibend (oh, welch Selbstbeherrschung heute!) sagte ich ihr, dass sie das doch einfach hätte sagen können.... dann hätten wir ihr gerne Platz gemacht.

14) In dem kleinen Stichweg kurz vor unserem Haus schlenderte ich gerade nichtsahnend entlang, als Vega im Abstand von knapp 30 cm eine Katze hinter dem Zaun sitzen sah. Grollend sprang sie drauflos...die anderen drei gingen ebenfalls in die Leine. Keine Ahnung wie...aber irgendwie habe ich diese Berserker stoppen können, so dass nun keine wilde Hatz quer durch die Nachbarschaft folgte.

Nun sitze ich hier mit einem blutenden Finger (gedrehte Nylonleinen können so herrlich über die Haut ratschen) und bin heilfroh, dass ich den Spaziergang überlebt habe.

Eins sage ich euch aber: sollte mein Arbeitstag in dieser Art weitergehen, bin ich heute abend reif für die Klapse.

Geschafft, Grazi
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Don't accept your dog's admiration as conclusive evidence that you are wonderful. (Ann Landers)

Molosser-Vermittlungshilfe und Kampfschmuser-Vermittlungshilfe

Geändert von Grazi (03.06.2011 um 05:48 Uhr) Grund: Nummerierung korrigiert
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